Unsere Alte Schule auf dem Kirchbichl

Die Alte Schule, die ursprünglich 1865 erbaut und im Jahr 1913 erweitert wurde, ist ohne Frage in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Wie ein Experte für historische Gebäude bei einer Besichtigung am 14.01.2020 aber feststellen konnte, ist die Bausubstanz nur an ein paar wenigen Stellen des Gebäudes stark sanierungsbedürftig. Der allergrößte Teil der Alten Schule ist erhaltungsfähig und erhaltenswürdig. Diese Einschätzung teilt auch Dr. Alexander Ditsche vom Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege.

Die Alte Schule verfügt über das besondere Etwas. Die historischen Schulsäle sind 3,50 Meter hoch, das Treppenhaus ist im Jugendstil gehalten, mehr oder weniger der gesamte Bestand an Türen und Fenstern ist der Originalausstattung zu zuordnen, die über 100 Jahre alt ist. Wertige Holz- und Parkettböden und Wandmalereien ergänzen den historischen Charme.

Ein Schulgebäude ist in keinem Ort nur irgendein Gebäude. Bis 1972 war dieses Gebäude der Ort, an dem die Bühler den ersten Teil ihrer Schulausbildung genossen haben. Generationen von Bühlern sind in dieser Schule groß geworden. Bis zu 80 Kinder gingen hier in der Hochzeit gleichzeitig zur Schule. Viele legten den Weg aus den umliegenden Dörfern meist zu Fuß zurück. Tatkräftig halfen die Schüler einst im Herbst beim Holzstapeln. Nach dem Weltkrieg gab es zur Mittagszeit eine Schulspeisung aus einer großen Kanne, wobei jeder Schüler einen Schöpflöffel Essen in sein mitgebrachtes Gefäß erhielt. Im Gespräch mit den alten Dorfbewohnern erfährt man so manche spannende Geschichte aus der Alten Schule.

Auch nach Einstellung des Schulbetriebs war die Alte Schule weiterhin ein wichtiger Baustein für das Dorfleben. Die Musikkapelle hatte hier von Anfang der 1970-Jahre bis Ende der 1980-Jahre ihren Probenraum. Bis in die jüngste Vergangenheit diente die Alte Schule gemeinschaftlichen Veranstaltungen wie z.B. dem traditionellen Adventsmarkt, dem Martinsfest oder dem 350-jährigen Jubiläum der Loretokapelle. Nach dem Abbruch des Gasthofs „Zum Strauß“ im Jahr 2016 sind die Alte Schule, die Kirchen und Kapellen die einzig verbliebenen Zeugen der Bühler Dorfgeschichte.

Da dem denkmalgeschützte Schulgebäude 2020 der Abriss drohte, hat sich aus der Not heraus der Freundeskreis Alte Schule Bühl aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern gefunden, die auch bereit waren persönlich Geld in die Hand zu nehmen, um dieses historische Kulturdenkmal für zukünftige Generationen zu erhalten und wiederzubeleben. Der Freundeskreis umfasste rund 130 aktive Bürgerinnen und Bürger, die durch die Liebe für historische, ortsbildprägende und identitätsstiftende Gebäude verbunden waren. Nutzungsideen wurden gesammelt, diskutiert, verändert, ergänzt und letztendlich für geeignet befunden. Anschließend wurde bewusst ein sechsköpfiges Team von jungen und gut ausgebildeten Menschen mit der Planung, Organisation und Koordination an die Spitze des Freundeskreises gewählt. Christian Skrodzki aus Leutkirch, der unter anderem für die Initiative „Heimatunternehmen“ arbeitet, wurde zur fachlichen Begleitung in Sachen „Heimat- und Bürgergenossenschaften“ ins Boot geholt. Aus dem Freundeskreis heraus gründete sich 2021 die Genossenschaft Alte Schule Bühl eG.